Nicht, weil ich Ihnen wichtige Neuigkeiten, oder
von mir iedes ritterlich bestandne Ebenthür zu
erzählen habe, schreibe ich Ihnen, mein verehrungs-
würdiger, unvergeslicher Freund, diese Zeilen,
sondern weil ich die Bisse eines bösen Gewissens
unmöglich länger ertragen, oder die Selbstquaal
meines Herzens nicht um eine Viertelstunde ver-
längern mag.
Denn ienes Gewissen und dieses Herz flüsterten mir
beständig zu: Schreib. Schreib ihm. – "Es ist undankbar,
unmoralisch, so lange zu schweigen", sagt ienes, "und
ich lieb ihn so sehr!" sagte dieses. – Also nehmen
Sie denn dies Briefchen, und so unbedeutend
auch immer der Inhalt desselben mag, so
sagt er Ihnen doch nochmahls meinen herzlich-
sten, wärmsten Dank für Ihre mir in Zürich erwiesnen
unvergeltlichen Gefälligkeiten, und sagt Ihnen,
daß ich früher aufhören werde zu leben, als
Sie zu lieben.
Daß wir, Hl. Ölsner und ich, gesund und heiter
in Bern angekommen sind, uns hier beisammen
in ein und dasselbe Haus einlosiert haben,
wird Ihnen vielleicht schon bekannt sein.
Ich gestehe, daß Bern mich Zürichs nicht ver-
gessen machen kann, auch nie mein Verlangen, |