Schloß Biberstein bei Arau. 18 Hornung. 1804
Als ich neulich die Mspte der Zurlaubischen Bibl. in Arau durchging
um den historischen Werth derselben zu prüfen, fand ich unter
andern auch Ihren Briefwechsel, den Sie, mein Lieber, mit dem
seel. Baron Zurlauben geführt. Frei gesteh ich Ihnen, daß ich noch
wenige deutsche Briefe gelesen, welche soviel Anmuth, Leichtig-
keit und Wiz in sich vereinigen. Sie sind das Alleranziehendste,
was ich von Ihnen je gelesen, und sie regten in mir wieder
ein Heimweh nach Ihnen auf.
Wie kömmts nun auch, daß wir für einander epistolarisch tod sind?
Ich will nicht glauben, weil wir beide im Felde der Revolutions-
geschichte als Nebenbuhler neben einander schreiten? Ich bin ja nur
Compilator und Aktensammler. Oder hat Sie der Geist bekehrt,
welcher iezt durch Frankreich weht, und den Fus der Religion
in den Nakken der armen, unschuldigen Philosophie sezt? Sie
sind iezt Geistlicher. Ständ es bei mir, Sie müßten Bischof wer-
den, aber den Musen den Eid der Treue erneuern.
Ich wandle nach wie vor meine alte Bahn. Ich betrachtete
die polit. Revolution nur als Prodromus der moralischen.
Jene, sagt man, sei beendigt. Mir gleich. Ich gehörte zu den
Poniren der lezten von jeher. Diese ist noch nicht geendet,
darum muß mein Schweizerbote unter die Heiden der Schweiz
wie ein Apostel in den Zeiten der Christenverfolgung um-
hergehn. Er mus hie und da ein Samenkörnlein der Wahrheit
streuen, so leise er auch aufzutreten gezwungen ist.
Der Schweizerbote wird auch im K. Zürich stark gelesen. Theilen
Sie ihm aus Ihren Ge-genden Nachrichten und Anekdoten mit, womöglich
mit Namen der Personen und Orte, von der Art, wie er in den sieben
Bitten in No 2. wünscht. So wirken Sie des Guten manches in Ihrem
Kanton von Zeit zu Zeit, und ich habe doch die Freude, mich dann
und wann mit Ihnen unterhalten zu können.
Ihr Zschokke. |